Die Luftsportgemeinschaft Hotzenwald vom Jahr 2000 bis heute

Ein Pilot im Cockpit eines Flugzeugs, mit Schildmütze und Headset.

Thomas Brosi - 12. April 2025

Anlässlich des 75. Geburtstags der LGH wollen wir hier insbesondere auf die letzten 25 Jahre zurückblicken. Es wird in den kommenden Wochen und Monaten Beiträge zu unterschiedlichsten Themen geben, die die Entwicklungen seit der Jahrtausend-Wende aus unterschiedlichen Blickwinkeln beleuchten. Als aktueller Geschäftsführer der LGH darf ich hier den Anfang machen. Nach einer Rückschau auf Bemerkenswertes, Wichtiges und die Gegenwart wage ich auch einen Blick in die Zukunft der LGH.

Rückblick auf 25 Jahre – und der gibt einiges her

Die LGH konnte zu Beginn der 2000er Jahre auf die bis dahin geschaffenen organisatorischen Strukturen, Vermögenswerte sowie das Engagement und Wissen von 167 Mitgliedern in sechs Ortsgruppen zurückgreifen. Der Flugplatz war etabliert, die Ortsgruppen lebendig und das Wetter war segelflugtauglich.

Zum Jahrtausend-Wechsel war ein Großprojekt die Befestigung des Vorplatzes Fliegerklause/Fliegerhalle mit einem Asphaltbelag. Der Jubiläums-Flugtag zum 50-jährigen Bestehen der LGH war ein prägendes Ereignis. 

Fluglager der Jugendgruppe am Platz und auf anderen Fluggeländen waren fast jedes Jahr ein Höhepunkt der Flugsaison. Besonders im Jahr 2003 mit dem „Jahrhundertsommer“ gab es segelfliegerisch nichts zu meckern. Über viele Wochen fast täglich Hammerthermik und Basiswerte, die die 3.000 Meter öfter einmal überschritten haben.

Das Familien-Drachenfest

Der Flugplatz Hütten/Hotzenwald bei einem Drachenfest. Im Hintergrund die Halle und die Fliegerklause, im Vordergrund viele Leute und bunte Drachen vor blauem Himmel.

Anfang der 2000er Jahre haben wir zusammen mit Volker Przybilla und Drachenfreunden aus halb Europa das Familien-Drachenfest aus der Taufe gehoben. Mittlerweile können wir auf das 12. Drachenfest bei uns auf dem Flugplatz zurückblicken, mit einem Besucher-Rekord im Jahr 2024. 

Das Fluggelände gehört uns

Im Jahr 2006 gab es dann einen Meilenstein für den Verein: Da der BWLV zur damaligen Zeit umstrukturiert wurde, hat sich der Verband von mehreren Fluggeländen getrennt und die LGH hat das bis dahin dem BWLV gehörende Flugplatzgelände nebst den Immobilien auf dem Grundstück erwerben können. Dadurch sind wir heute in der glücklichen Lage, auf unserem Fluggelände völlig unabhängig von fremden Grundstücks-Eigentümern, Miet- oder Pachtverträgen zu sein. Ein Segen, wenn man sieht, dass es bei vielen anderen Flugplätzen mit Verpächtern Probleme gibt, die bis hin zur Schließung von Fluggeländen führen.

Die Flugtage

Ein Highlight für den Verein und die Besucher waren die internationalen Flugtage. Im September 2009 mit dem Organisationsteam unter der Leitung von Yanik Richter und nochmals im Jahr 2015 unter der Leitung von Dennis Stächelin mit einem Programm der Superlative, wie dem Hunter-Jet, Tango Bleu, der Antonov II und vielen anderen Höhepunkten.


Die Jahre 2011 und 2012 waren von mehreren Umbrüchen und Veränderungen geprägt. Flugzeuge wurden verkauft, eine neue Schleppmaschine, die Pawnee, erworben. Ein Teil des Dachgeschosses der Fliegerklause wurde ausgebaut, wegen Geldmangels wurde das Projekt dann nicht weitergeführt. Nach der Renovierung der Küche in der Fliegerklause haben unsere heutigen Wirtsleute Kathi und Marcel Eberlein die Fliegerklause übernommen und bekochen uns noch heute mit Cordon Bleu und Fischknusperle. 

Eine Großaufnahme einer Antonov II mit roter Cowling, grauem 4-Blatt-Propeller mit gelben Blattspitzen.

Der Segelflug-Wettbewerb

Ein Pilot mit hellblauem Pullover und weißem Fliegerhut sitzt im Cockpit eines Segelflugzeugs.

„50 Jahre Hotzenwald-Wettbewerb“ war dann im Jahr 2013 das Motto, für den ältesten dauerhaft durchgeführten Segelflug-Wettbewerb in Deutschland. Dazu haben wir dieses Jahr ein weiteres Jubiläum, den 60. Hotzenwald-Wettbewerb, der kurz nach der Eröffnung der Anmeldung schon ausgebucht war. Nur in der Coronazeit musste der Wettbewerb ausgesetzt werden.


In den Jahren 2015 und 2016 waren die Vorstandschaft unter der Leitung von Georg (Jacques) Liehr mit den Planungen von Windenergieanlagen in der direkten Nachbarschaft des Flugplatzes und den Verhandlungen über die Stationierung eines Rettungshubschraubers (ITH) auf dem Flugplatz stark ausgelastet. Die Windräder kamen nicht und das Thema Hubschrauber hat sich dann zerschlagen. Geblieben ist die Änderung des Status vom Segelfluggelände zum Sonderlandeplatz. Zudem wurde im März 2016 ein neuer Motorsegler, eine Dimona HK36, erworben.

Im Winter 2016/2017 wurde der Versammlungsraum im Dachgeschoss der Fliegerklause fertiggestellt. Schulung, Versammlungen und das Briefing während des Hotzenwald-Wettbewerbs können seither in angenehmer Umgebung durchgeführt werden.

Die Coronakrise hat den Verein durch Versammlungs- und Flugverbote schwer getroffen. So schnell wie möglich hat die Vorstandschaft versucht, das Fliegen unter den oft unverständlichen und widersprüchlichen gesetzlichen Vorgaben wieder zu ermöglichen. 

In die Infrastruktur von Fliegerklause und Flugzeughalle wurde im Jahr 2023 massiv investiert. Die kompletten sanitären Anlagen und die Heizungsanlage wurden erneuert. Zudem sind die Hallentore überarbeitet und gestrichen worden. 

Die LGH im Jahr 2025

Beginnen wir mit dem Positiven: Wir sind heute gut aufgestellt, was das Flugplatzgelände, die Gebäude und die Infrastruktur angeht. Auch der Flugzeugpark der LGH und Ortsgruppen kann sich sehen lassen, wurde laufend angepasst und modernisiert – und einiges, was im Jahr 2000 noch nicht vorstellbar war, ist umgesetzt. So befinden sich heute auf dem Hotzenwald drei eigenstartfähige Doppelsitzer im Flugzeugpark der Ortsgruppen. Die Anzahl der zur Verfügung stehenden Flugzeuge für die Piloten und Pilotinnen ist mehr als ausreichend. Es gibt aber auch Entwicklungen, die nachdenklich stimmen. Von vor 25 Jahren fast 170 Mitgliedern sind wir aktuell noch knapp 90 Aktive. Die einzelnen Flüge sind heute oftmals aufgrund der besseren Technik und des Wissens länger und weiter, aber die Anzahl der Flugstunden und Starts, die auf dem Platz geflogen werden, nehmen kontinuierlich ab. Die 6.703 Starts im Jahr 1991 auf dem Fluggelände in Hütten werden wir wohl nie wieder erreichen. Im Durchschnitt der letzten Jahre kommen wir auf knapp 2.500 Starts pro Jahr. Es wird immer mühsamer, den klassischen Flugbetrieb mit Windenstart und F-Schlepp an den Wochenenden zu organisieren. Immer weniger Flugschüler und Flugschülerinnen finden den Weg auf den Hotzenwald, immer weniger Menschen begeistern sich für die schönste Leidenschaft, die es gibt: das Segelfliegen. Gleichzeitig steigen die Anforderungen an Schulbetrieb, an Technik usw. Die Bürokratie macht vor dem Luftsport nicht Halt.

Ein Motorflugzeug vor leicht bewölktem Himmel. Es schleppt ein Banner auf dem steht:

Die LGH in Bewegung

Immer weniger Mitglieder und immer mehr Aufgaben – das hat zur Folge, dass sich die LGH organisatorisch neu aufstellen muss. Im Auftrag der Vereinshauptversammlung hat sich im Jahr 2024 eine Kommission gebildet, die einen Pfad entwickeln soll, wie die LGH zukünftig sein soll. Von den im Jahr 2000 vorhandenen sechs Ortsgruppen, gibt es nach Fusionen derzeit noch vier – und die werden mit hoher Wahrscheinlichkeit immer mehr Verantwortung an die LGH abgeben. 

Blick in die Glaskugel

Und wo stehen wir in 25 Jahren? Der Blick in die Glaskugel zeigt uns nur, dass viele Selbstverständlichkeiten und Gewissheiten von gestern schon heute oder spätestens morgen nicht mehr gelten. Gesellschaftlicher und demographischer Wandel, individuelle Ansprüche und Wünsche jedes Einzelnen, gesetzliche Rahmenbedingungen, weltpolitische Veränderungen und auch ein veränderter Blick der Gesellschaft auf die Fliegerei. Das alles sind Anforderungen, denen sich auch die LGH stellen muss, damit wir in 25 Jahren immer noch auf einem der schönsten Plätze fliegen können. Dies gelingt nur, wenn wir die vorhandenen Ressourcen klug einsetzen und die LGH weiterentwickeln, Mehrfachstrukturen abbauen, den Flugzeugpark und die fliegerische Infrastruktur an die künftigen Ansprüche anpassen und uns überlegen, wie wir junge und ältere Menschen begeistern können, sich für die Fliegerei und diesen wunderbaren Luftsportverein einzubringen.

Zwei Segelflugzeuge, jeweils weiß mit roten Tragflächenspitzen, auf einer Wiese. Das vordere ist ein Doppelsitzer und hat den Propeller ausgefahren, das hintere ist ein Einsitzer und hat die Haube offen.