Los geht’s! Unser erster Wandersegelflug nach der Segelflugausbildung 2010

Lucia Liehr - 28. Mai 2025
Die Fluglizenz neu in der Tasche und dann erstmals eigenverantwortlich erfliegen, was möglich ist – gibt’s was Schöneres? Lucia Liehr berichtet davon.
Um das Jahr 2008 herum haben wir – Simon Lorenz, Pascal Kaiser und ich – unsere Segelflugausbildung in der LGH begonnen. Fortan verbrachten wir fast jedes Wochenende gemeinsam mit anderen Jugendlichen der LGH, beim gemeinsamen Flugbetrieb, bei Ausflügen oder auf Veranstaltungen der Jugendgruppe. Gemeinsam bauten wir den Flugbetrieb auf und schauten, dass alle zu ihren täglichen Starts kamen.
Im Winter saßen wir den teils trockenen, aber wichtigen Theorieunterricht zusammen ab. Gelernt haben wir dabei von den erfahrenen Fluglehrern offenbar trotzdem alles Wichtige, denn wir bestanden die Theorieprüfung – und zwar alle!
Im Frühjahr 2010 war es dann so weit: zusammen neben einigen anderen Flugschülern konnten wir drei endlich unsere praktische Segelflugprüfung ablegen. Mit 16 Jahren war die Prüfung zur Segelfluglizenz bestanden und der Segelflugschein in der Tasche. Es stand nichts mehr im Wege, auf Streckenflugabenteuer zu gehen und die Welt außerhalb der Platzrunde zu „erfliegen“.
Vorhersage: gutes Streckenwetter am 9. August 2010
Ob es uns dreien wohl gelingen würde, unsere Fliegerkollegen in Kirchzarten zu besuchen? Und das auf dem Luftwege und obendrein im aus Flugschülerzeiten bewährten Dreierteam? Simon, Pascal und ich waren ganz schön aufgeregt vor unserem ersten richtigen Wandersegelflug-Abenteuer.

Der Flug wurde schwieriger als gedacht, denn die Thermik war doch nicht so gut wie vorhergesagt. Zwischendurch verloren wir sogar den Sicht- und Funkkontakt zueinander. Trotz der anfänglichen Schwierigkeiten gelang es uns Dreien, ein paar Kilometer in den Norden des Schwarzwaldes zu fliegen, bevor wir genug Höhe hatten für den Endanflug auf Kirchzarten. Dort wurden wir herzlichst von bekannten Gesichtern begrüßt und mit Speis und Trank und einem Schlafplatz versorgt.
Großer Plan für den nächsten Tag
Das Wetter sollte gut werden und wir wollten uns in der Luft mit Fluglehrer Alex Wiestler treffen. Er wollte uns die Schwäbische Alb zeigen, da er sie als ehemaliger „Grabenstätter“ Pilot bestens kannte. Morgens besprach er die Strecke mit uns am Telefon und wir vereinbarten einen Treffpunkt. Alex startete – mit Johannes Kuhle als Flugschüler im Duo Discus XLT zuhause auf dem Hotzenwald. Für uns drei in Kirchzarten war die erste Challenge mit der Winde den Einstieg in den Schwarzwald zu schaffen. Mit Tipps und Tricks von den Fliegerfreunden aus Kirchzarten krabbelten wir alle drei erfolgreich zum ersten Mal aus dem Dreisamtal.

Auf dem Rückweg
Bei Blaubeuren drehten wir um und machten uns auf den Heimweg. Nicht mehr ganz so einfach, aber dennoch machbar kamen wir bis in den Schwarzwald zurück. Aber die letzten 30 km wurden nochmal knifflig. Denn um den Hotzenwald erreichen zu können, reichte die Höhe noch nicht aus. Einen entscheidenden letzten Bart brauchten wir noch! So krabbelten wir langsam von Reiselfingen Richtung Hotzenwald und mit Blick auf die Außenlandewiese in St. Blasien, fand einer von uns vieren noch rechtzeitig den passenden Aufwind. Nach über fünf Stunden Flugzeit und 350 Kilometern Strecke landeten alle vier Flugzeuge wieder auf dem wunderschönen Hotzenwald. Ein unvergesslicher Teamflug!